Der Textklang wird spektral-kompositorisch vom Orchester musikalisiert, das Orchester „spricht“. Eine Mindestanzahl von Orchesterinstrumenten ist notwendig, um eine spektrale und rhythmische Repräsentation von nicht-orchestralen Klängen differenziert zu gewährleisten.
Auch die vorbereitenden Bühnengeräusche werden am Anfang zu gültigen Klängen.
Das Orphische teilt sich mit in Stille und Entstehung und Vollendung von Klang, ätherisch, fein,
und das Dionysische in Geräusch(Chaos) und Dominanz (Pathos).
Partien aus Orpheus-Opern von Monteverdi und Gluck wurden elektronisch vorverarbeitet und werden bisweilen eingespielt als Ahnung historischer Verknüpfungen (keine direkten Zitate).
Das klangreiche, etwas museale Rezitieren des Textes wird durch Übertreibung oder Verdeckung in vielen Teilen auch ironisiert. Verfangenheit im und Distanz zum Pathos wechseln ab.
Interpretation von Text wird vermieden, aber Andeutungen von psychischen Extremsituationen sind auch in
der Musik hörbar, dann aber nicht zielführend, sondern häufig abrupt endend und in andere Gefilde ablenkend.
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Statische Szenen in rapiden Wechseln vermeidend bewegen sich Musik und Darstellung in stetigem Fluss. Der Text erscheint wiederholt, manchmal verständlich, manchmal übertönt. Dadurch verschwimmt die Chronologie an vielen Punkten. Aber der Text erscheint immer einmal in einem bestimmten Moment klar verständlich, ist also insgesamt präsent.
Auch die Klangstrukturen verfolgen meist keine eindeutig gerichtete Entwicklung, Brüche stören ein Einrasten.
Der Anfang ist verwischt, das Stück fängt unbestimmt an. Virtuelle Publikumsgeräusche mischen sich mit den im Saal vorhandenen. Die Solisten beginnen verfrüht.
Die Bühne ist zu Beginn noch nicht gänzlich eingerichtet.
Die Sänger zeigen sich nicht in virtuosen Einzelleistungen, sondern erfüllen bestimmte Funktionen, die von kaum wahrnehmbar bis überdeutlich in Erscheinung treten. Sie konstituieren in vielen Momenten Raum (Orte, Nähe, Ferne, Annäherung, Distanzierung usw.). Die „herkömmliche“ Singweise von Sopran und Tenor wird konterkariert durch eine zweite Solistin, spezialisiert auf zeitgenössische Musik, die mit eher archaischen Lauten textlos Klangnatur repräsentiert.
Der Ursprung der Klangquellen steht im Vordergrund (Stimme, Raumklang, Sprachklang, Saitenklang...). Bewusste Verwischung geschieht durch Mikrofonverstärkung der zweiten Solistin, deren Stimme dann an verschiedenen Orten des Raumes hörbar wird, losgelöst von ihrer visuellen Erscheinung.
Die Klangurgründe des Orpheus (Stimme und Saite (Lyra)) sind zentrale kompositorische Bausteine.
Die Mitwirkenden spielen keine klar definierte Rolle innerhalb des Mythos, aber innerhalb der medialen Funktion.
Chor :
Aufwiegelung
Chaos
Selbstähnlichkeit
Stimmengewirr - synchron - asynchron
Masse als Organ - kompakt - zerstreut
selbsterhaltend - gestört
Der Sprecher ist teils dominant, teils Opfer des Geschehens in zweierlei Gestalt. Er schwankt zwischen Erzähler und Betroffenem.
Die Figur Orpheus erscheint zwischen Resignation durch Verlust und Selbstbewusstsein gegenüber den Göttern, als Opfer und als Akteur. Entmachtung und Selbstermächtigung gehen Hand in Hand.
Das Naturtheater entwickelt sich zur Machtdemonstration, Macht über die Natur - nicht Befriedung, sondern
Denaturierung. Diese Polarität zeigt sich auch im Gegenüber von Rührung und Distanz in der Musik, im Wechsel von Hingabe und Störung.
Anregend für das Projekt waren die Stimmen von Rolf Boysen (Sprechstimme) und
Ute Wassermann (Gesangsstimme)
Für viele Teile, in denen die Sprache musikalische Strukturen und Klänge hervorbringt, wurde ein eigens erstelltes Programm genutzt, das algorithmisch Grundstrukturen herstellt, die dann kompositorisch weitergearbeitet wurden. Im letzten Teil (nach Orpheus’ Tod), in dem der Text verschwunden ist und durch Laute ersetzt wird, ist vermehrt der Stimmklang der Spezialistin für Neue Musik maßgeblich für die Instrumentalstrukturen. So werden zwei verschiedene Kompositionsweisen eingesetzt, die auf der
Veränderung des medialen Ablaufs von Jetzt→Dort basieren.
Und wo bleibt Eurydike ?
Lorem
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