Später Schall


Später Schall ist eine Raumkomposition für den Marktplatz in Osnabrück. Kirche und Rathaus am Platz verkörpern zwei Welten. Klangliche Ausgangspunkte sind ein Brunnen am spitzen Ende des dreieckigen Platzes, die Publikums- und Verkehrsgeräusche, der Glockenklang und die hallige Innenakustik der Kirche. 

Die Skepsis gegenüber der Aufgabe, für ein Zufallspublikum eine Musik zu schreiben, wich einer Begeisterung, für einen solchen Raum unter Ausnutzung der Schallverzögerungen wegen der großen Distanzen ein Szenario zu entwerfen, in dem verschiedenen Musikergruppen verschiedene Funktionen zugeordnet werden und die Gegebenheiten des Platzes kompositorisch genutzt werden können.

Die akustischen, die geschichtlichen wie auch alltäglichen Umstände des Platzes werden in eine geometrisch-akustische Virtualität überführt in verschiedenen Graden der Intensität. Realitätsnahe Podiumsmusiken, die eine normale Schaustellung der Musiker mit sich bringen und ein zwischen dem Publikum umherwandernden Solisten als Repräsentant einer "anfassbaren", eitlen Musik, stehen virtuelle Situationen gegenüber, in denen beispielsweise allen Instrumentalklängen die Hall-Athmosphäre des kirchlichen Innenraumes übergestülpt werden. Richtungsverschiebungen, Rotationen der Instrumentalklänge über die Lautsprecher sorgen für eine starke Irritation der physikalischen Raumgegebenheiten.

Angestrebt ist natürlich ein Neuerleben dieses Platzes durch das Einführen neuer Realitäten (Virtualitäten). So wird die Höhe des Kirchturmes bewusst gemacht durch akustische Fallprozesse, durch die Anordnung der Lautsprecher und die Steuerung der Lautstärkenverteilungen durch Computerprozesse. Die Kirchenorgelklänge sind nur von außen hörbar, durch Öffnen und Schließen der Kirchentüren nach Partitur in ihrer Lautstärke schwankend.

Wegen eines Sturmes musste die Aufführung leider abgebrochen werden.


(Simulation)