An Sich – Bilder/Stille
AN SICH ist ein instrumentales Theaterstück. In Verkehrung der üblichen Situation geschehen die heftigen Aktionen im Zuschauerraum. Die Bühne steht für Konzentration, Wesenhaftes und Einsames. Die Aktionen werden immer wieder in den Bühnenraum gesogen in einer Art von Verinnerlichung. Der Zuschauerraum repräsentiert also Aktionalität, Umwelt, Überschüttung mit Bildern visueller und akustischer Art, äußere Bewegung, Virtualisierung von Umfeld.
Die Bewusstwerdungen dieser Virtualisierungen geschehen auf der Bühne in einem Rückzug aus künstlichen Welten.
Virtualität in der heutigen Kommunikationswelt stellt uns vor einige Probleme: die Gefahr der Abstumpfung der Sinne, des Verlustes an Wahrnehmungsfähigkeit durch Übersättigung und die Gefahr von Realitätsverlust.
Dinge werden immer häufiger nicht mehr an sich, unmittelbar wahrgenommen, sondern vermittelt. Wirklichkeit reicht oft nicht mehr aus, um überhaupt für wahrnehmungswürdig gesehen zu werden. Medien wie das Fernsehen erlauben nur noch Kommunikation in einer Richtung, Realitäten werden in erster Linie durch vorgefertigte Bilder erlebt, nicht mehr unmittelbar. Leben wird vorgelebt, eigenes Leben wird überflüssiger. Kommunikation via Computer ersetzt die unmittelbare Begegnung.
Der Wahrnehmung werden Bilder von Bildern zur Verfügung gestellt.
Ein einfaches Beispiel zeigt, wie solche Mittelbarkeiten auch in der Musikpraxis gängig ist:
Oftmals werden akustische Instrumente über Lautsprecher abgebildet. Das Umwandeln des instrumentalen Wesens wird in Kauf genommen. Verstärkung über Lautsprecher wird nicht als Abbild, sondern als Vergrößerung von Wirklichkeit gesehen. Oft wird nicht mehr als Verfälschung gespürt, dass die Abstrahlcharakteristik der Klangquelle durch Lautsprecherwiedergabe vernichtet wird, dass die Richtung des Schalls und die Klangfarbe verändert werden. Es entsteht eine Situation, in der die reale Erscheinung, die ja gleichzeitig existiert, durch die virtuelle überdeckt wird.
Solche Gedanken über Virtualität einerseits und Erfahrungen mit Problemen verschütteter Wahrnehmungsbereitschaft andererseits durch in allzu abstrakte Höhen überbordende musikalische Komposition, die Distanz schafft zum musikalischen Gegenstand an sich, führten zum Projekt :
Fotos
Klaus Rabien