ProjektionenTechnologie und Empfindung (2011-2013) 


für Talking Machine, StringThing, 24 Piece Percussion Installation,Stimme, Altflöte, Perkussion, Ensemble und Live-Elektronik


Die Musikmaschinen von Martin Riches beruhen auf der Automatentechnik des 18. Jahrhunderts und werden durch moderne Computertechnologie gesteuert. Dieser Widerspruch ist einer der Grundlagen der Komposition aus scheinbar Unvereinbarem.

Die visuelle Ästhetik der Maschinen resultiert ausschließlich aus ihrer sichtbaren Funktion, nichts ist beschönigend hinzugefügt - eine etwas andere Art von Technik als die unserer Konsumwelt.

Diese Objekte sind normalerweise in Kunstausstellungen zu sehen und zu hören.


Projektionen zeigt Übertragungen verschiedener Art und verschiedenen Ausmaßes.

Die Musikmaschinen sind eingebettet in eine Landschaft unterschiedlicher Farben und Abhängigkeiten.

Technologie erzeugt Empfindungen in unterschiedlichen Umfeldern.


Sprache wird verändert durch eine sprechende Maschine. Die maschinelle Sprache ihrerseits wird imitiert von Musikinstrumenten, indem diese die Sprachrhythmen und die feinen Tonintervalle der Maschine übernehmen.


Ein häufiges Prinzip der Kompositionsweise von Projektionen ist die Vergrößerung eines Gegenstandes durch seine Projektion, hierdurch entstehen je nach Stärke zunehmende Veränderungen, im Extremfall Verfälschungen des Objekts.

So wird das Schwingungsverhalten von Gong und Tamtam projiziert auf eine Streichklangmaschine und auf die raumfüllenden 24 Percussion Pieces.

Die Spektralkanäle von Gong- und Tamtamklängen und des Klangs eines einfachen Bleches werden auf ein Instrumentalensemble übertragen und bilden dessen mikrotonale Skalen.

Die Stimme wird frequenzmanipuliert.

Der Gong wird mit Tamtamspektren, das Tamtam mit Gongspektren moduliert.

Zeitweilige elektroakustische Verstärkung von Instrumenten und Maschinen dient als Projektion.

Überdimensionierter Nachhall des Ensembleklanges wirkt als Projektion in den Raum.


Die Soloflöte konzentriert ihr Spiel auf sprachlich-strukturell orientierte Teile als Gesprächspartnerin der Talking Machine. Sie steuert dominierend die Maschine durch ihren Klang, wird aber bisweilen selbst zur Maschine. Die Sprechmaschine bekommt menschliche Züge wie Verletzlichkeit, Versagen, aber auch Dominanz in metrischen Passagen – Projektionen.


Die klangorientierten Momente werden repräsentiert durch die drei Klangquellen Gong, Tamtam und Klangblech. Unterstützt durch die Solostimme bilden sie eine Klangwelt, die den mechanischen Klangmaschinen gegenüber gestellt sind mit Anklängen an asiatische Kulturen, aus deren Kreis die Klangquellen Gong und Tamtam stammen.

Sie werden da strukturbildend, wo sie durch ihren Klang das Ensemble und die Maschinen in Gang setzen oder stoppen.


Durch Projektionen konkreter Gegenstände (Maschinen, Klangquellen, klischeehafte musikalische Bewegungen wie Steigerung, Pathos, Dramatik, Melancholie, Leere) in andere Zusammenhänge oder Umwelten entstehen Abstraktionen und Verwischungen. Dies wirkt sich bis in kleine Strukturen und deren Korrespondenz hinein aus.

Durch die akustischen Sprachstrukturen und die spektrale Kompositionsweise wird eine Musik-Sprache verhindert. Das Komponieren pendelte zwischen dieser Kompositionspraktik und empfindungsgesteuerter freier Setzung.


Ausklingendes, Verklingendes:

Zerfließen

Zerbröckeln...


Sprachbilder, Wortklänge


Vorspiegelungen

Vermittelt, unvermittelt


ins Nichts –


Ironie