RaumStörung
für Stimme, Blockflöte, Baritonsaxofon, Tuba,, Analysatoren, Modulatoren und
synthetische Klänge in einem Rechner mit SuperCollider, 4 Kameras und 4 Videobeamer mit eigenen
Computern und Jitter-Videosoftware.
Die Musiker halten sich an fixierten Orten auf, wo ihre Tätigkeit über Videokamera erfasst und abgebildet wird. Die Instrumentalklänge erfahren starke Veränderungen ihres Wesens durch elektronische Modulationen ihrer selbst. Vergleichbares geschieht mit den Abbildern der Musiker auf den Leinwänden.
Vier Projektionsflächen sind installiert, auf denen die Akteure via Kamera und Computer abgebildet und ihre Unmittelbarkeit verwischt, ihre Eigenart verunklart wird.
Der Raum schwankt in seiner Erscheinung einerseits als präziser, an sich so gebauter und andererseits als verwischter, irritierter. Der erste Fall tritt ein, wenn die Musiker nur in ihrer unmittelbaren Gestalt sichtbar sind und ihre akustischen Instrumente ohne Verstärkung über Lautsprecher klingen. Der andere Fall zeigt sich in einer totalen Verwirrung des Raumes, indem die Musiker visuell als Abbilder auf "falschen" Leinwänden in Erscheinung treten, teilweise auch verzögert und bildmoduliert, kaum noch kenntlich und zusätzlich akustisch entsprechenden Orts- und Klangmodulationen über Lautsprecher unterworfen werden.
In extremen Momenten verselbständigen sich die Abbilder zu visuellen und akustischen Kunstobjekten, die ihren Ursprung verlieren.
Sowohl im Videobild als auch in der Musik werden Zeitverzögerungen einkonzipiert, die von kaum wahrnehmbaren Millisekunden bis zu 17 Sekunden, im Extrem sogar bis zu Monaten reichen, wenn die Abbilder visueller Art im Studio vorproduziert wurden.
Die Begrenzung der Projektionsflächen auf vier Leinwände mittlerer Größe ist wichtig, um die Videobilder als Objekte im Raum und nicht als Auskleidung des Raumes zu gestalten.
Netzwerke bilden sich auf elektronischem Wege in akustischer wie in visueller Hinsicht:
über Mikrofone werden die Klänge der Instrumente künstlich auf eine Reise über vier Lautsprecher geschickt, Abbilder ihres akustischen Ursprungs entrücken sie an virtuelle Orte, die in Korrespondenz oder Widerspruch zu ihren tatsächlichen geraten.
Auch die verwendete Videotechnik ermöglicht solche Virtualisierungen auf Bildebene. Mischungen des Live-Materials mit Vorproduziertem, Modulationen, Zeitverzögerungen und Ortsveränderungen erzeugen - zusammen mit der elektroakustischen Ebene - starke Irritationen der Wahrnehmung der tatsächlichen Musikeraktionen.
Innerhalb der elektronischen Verschaltungen entsteht ein zusätzliches Netz: die Spektren der Instrumentalklänge können direkt über Real-Time-Abtastungen die elektroakustischen und die videotechnischen Modulationen ihrer eigenen Erscheinungsform beeinflussen und so eine Art rückbezügliches geschlossenes System bilden. In den meisten Teilen der Komposition gestalten so die Musiker durch Ihr Spiel ihre virtuelle Darstellung selbst auf visueller und akustischer Ebene.
Stimme : Ute Wassermann Tuba : Robin Hayward
Flöte : Lucia Mense Saxofon : Simone Otto