Publikum :

Das Publikum gelangt von außen allmählich in das Stück, wird als solches angesprochen, in die Erzählung hineingesogen und verliert sich dann wieder, nach außen in die Natur gerichtet, selbstvergessen. Mit dem Fortgang des dann tragischen Geschehens bis zum Tode wird es wieder in das Geschehen gezogen. Die komponierte Trauer im langen verebbenden Schlussteil zielt ganz auf sein Inneres.


Das Publikum wird in Situationen versetzt:

drehende Spiegel, das Publikum sieht sich in Momenten bewegend selbst, Raumerleben, archaisches Pathos, Meditatives, unmittelbar Sinnliches/

Ursprüngliches wie Hass, Wut, Machtstreben, Naturerleben/

das Publikum wird gespiegelt durch den Chor und auch durch elektroakustische Zuspielungen/

keine archaische Gefühlsentwicklungen wie in der herkömmlichen Oper, eher gebrochene/

erneuter Einstimmungsprozess des Orchesters, aber künstlich aus Lautsprechern, vom Orchester selbst begleitet/

Raum als Geometrie – als Lebensraum - als persönliches Umfeld – als Naturumgebung, durch achtkanalige Zuspielungen einen künstlichen akustischen Raum bildend/

Thematisieren von Vertonungsproblematik ausgerechnet mit dem Mythos Orpheus – der Text wird durch einen Schauspieler gesprochen (temporär mit fast unhörbaren lateinischen Einsprengseln im Hintergrund).



Stichworte:

* partikularistisch, pluralistisch/

* Ambiguität, nichts Absolutes, Gegensätze nicht befriedend, ohne Ganzheit, aber auch ohne

   Dialektik/

* kein Erzähltheater… und doch../

* Erzählung als medialer Baustein unter anderen Verfahren/

* Spiel mit Gefühlen: scheinbar zielgerichtete Empfindungen unterbrechend, als Objekt sich

   abwechselnd mit meditativen Kreisbewegungen, eine Gerichtetheit zum Zeitstillstand bringend/

* mediale Prozeduren als solche thematisierend/

* direkt Wahrzunehmendes in seiner Unmittelbarkeit loslösend vom eng semantisch Einschränkenden/

* Raum als solcher / Singen als solches / Wut als solche / Anspannung gegen Entspannung / in

   klanglicher und struktureller Feinheit sich lösend von angelernten Archegefühlen wie sie in der Oper 

   üblich sind/

* Andererseits im Gegensatz dazu größere Differenzierung von wahrnehmbaren Textinhalten

   durch Sprechen statt durch Singen/


Das Kleben an der Erzählung wird gelockert durch Widersprüche:

bewusst unverständliche Sprech- und Singmomente/ bewusst falsche eingewöhnte Assoziationen von musikalischen Klangstrukturen und Sprachsemantik/

von sprechenden und singenden Figuren auf der Bühne erwartete Äußerungen kommen bisweilen aus Lautsprechern als Ritualisierung (äußere Macht)/

ausgerechnet die Klänge von Spezialstimme (archaische Gesangsmomente) und Saite (eine 3m lange Eigenkonstruktion für die Bühne), die das Ursprüngliche der jeweiligen Klangquelle markieren, werden verstärkt und simulieren suggestive Raumfüllungen/...

 


verstörende Ironie und tiefer Ernst zugleich – direkt – ambivalent.