wörtlich - 

            wortwörtlich

 




                            

Besetzung:

  Solisten:

    Sprecher    

    Sopran

    Tenor 

    Neue-Musik-spezialisierte Sängerin

    Schlagzeug

Musiktheater für Orchester, Solisten, Chor und Elektroakustik

12 Chorstimmen

4 Flöten

2 Klarinetten

2 Bassklarinetten

Fagott

Kontrafagott


Streicher


2 Trompeten

2 Hörner

2 Posaunen

Tuba

2 Harfen

Akkordeon

2 Schlagzeuger

Keyboardspieler

Lautsprecher und Elektroakustik

Extrakt :

wörtlich-wortwörtlich  ist ein Musiktheater, das die mediale Eigenart dieser Gattung im Fokus hat, weniger die Erzählung an sich. Der Mythos erscheint bisweilen als stark berührender und dann wieder als eher sprachliches Phänomen, der gesprochene Text als Klang in die Musik eingebettet – ein sprechendes Orchester. Der Text wird deklamiert, nur so lohnen sich die Struktur- und Sprachanalyse zur Übersetzung in Musik. Das Sprachpathos in seiner Schönheit des Rezitierens wird genossen, aber auch ironisiert.

Wann - Wo / Zeit - Ort als Gegenüber sind Gestaltungshintergründe. Der zeitlich in einem Strang orientierte Text des Hintereinander, des Strebens auf ein Ende hin wird dann verräumlicht, wenn er 

wiederholt wird, ja, wenn einzelne Worte gar im Spiel rotieren, zum musikalischen Raum werden, zu einem Raumzustand, weg von Entwicklung – einer Art Naturzustand.

Betroffenheit (Fortgang des Mythos Orpheus) und Gelöstsein (rotierende Strukturen ohne Drang zu einem folgenden Ereignis) wechseln sich ab. Scheinbare emotionale Gerichtetheit mündet in Berührungsstörungen und weiter in reine Klangphänomene, ein Sich-Lösen vom Mythos – Anspannung und Entspannung.

Textteile wiederholen sich in unterschiedlicher Wahrnehmbarkeit durch verschiedene Störungen.

Orpheus als mythischer Sänger (Stimmklang) und Spieler (Saitenklang der Lyra) ist Ausgangspunkt dieser beiden zentralen Klangweisen. Er ist als Person nicht wirklich präsent, die Erzählung wird gesprochen. Die Sprache des Erzähler-Darstellers wird zu Musik durch dessen Sprachklang.

Der Klang einer angezupften Saite ist ein Klang des Verebbens, wie ein Nachhallen, unbeeinflussbar, wenn er einmal angeregt wurde. 

Partikel aus Monteverdis Orpheo und Glucks Orpheus sind eingestreut. Die Komposition entwickelt sich in Schüben hin zu einem unvermeidbaren Ende in einem langen Aushallen. Im letzten Teil verliert Text seine Notwendigkeit – er verschwindet.

Gesungen wird häufig in Vokalisen, Vokale und Konsonanten sind als Klang der Musik eingegliedert.

Die gesungenen Laute werden im Verlaufe, hinausgehend über die Singweise der beiden traditionellen Solisten, in archaische Laute einer Spezialistin für zeitgenössischen Gesang ausgeweitet.

Der Raum zeigt sich vielfältig schattiert durch zusätzliche Rundumbeschallung mit elektroakustischen Zuspielungen. Die Zuordnung Klang – Ort (Quelle – Raumposition) wird hierdurch vielfach bewusst verunsichert.

Die Pole Innen-Außen in räumlichen und emotionalen Aspekten repräsentieren die unmittelbare Situation im Theater: von außen (Umwelt, Natur) sich vertiefend über das Gebäude, den Saal, die Bühne, die Darsteller bis hin zum Inneren (der Natur) der Stimme und des Klanges bis hin zu Auge und Ohr des Rezipienten. 

Die Elemente (Text, Stimme, Saitenklang und der Raum) werden verlagert von den im Musiktheater so gewohnten selbstverständlichen Funktionen hin zu ihren Ursprüngen.

Der Beginn bleibt lange Zeit verschleiert, das Ende verebbt in lang andauerndem Orchesternachhall.

Die Theatralik ergibt sich weniger aus dem konkreten Fortgang der Geschichte, sondern aus der Art der Darstellung, das Musiktheater als mediales Ereignis thematisierend.

Dies ist kein experimentelles Musiktheater, das sich in ein Opernhaus verirrt hat. Es wird bewusst für ein solches geschrieben.


 ein Orpheus - Nachhall